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Indien

Reisen

Ruck-Zuck war wieder ein Jahr vergangen. Das naechste Ziel stand auch schon fest. Indien wird es diesmal sein. Da eine Reisegruppe aus Helmstadt und Kleinrinderfeld für dieses Ziel zusammen gestellt wurde, bot sich eine Buchung hierzu natuerlich an.

Reisebericht zu unserer Indienreise 2004

Vorwort:

Wir hatten Erlebnisse die im Moment des Geschehens ziemlich hart, ja teilweise schon grausam waren. Im Nachhinein geben sie aber auch Grund, ueber nicht Alltaegliches zu berichten.

Ankunft:
Wir flogen ohne besondere Zwischenfaelle ueber Dubai - dort hatten wir 6 Stunden Aufenthalt - nach Delhi. Aufgefallen ist bereits im Flughafen von Delhi, dass wir westlichen Standard weit hinter uns gelassen haben. Die elektrischen Einrichtungen, vor allem die telefontechnischen, waren auf einem, mir Herz zerreissendem Niveau. Die Koffer kamen ziemlich zerknittert aus einer ebenfalls zerknitterten Foerderanlage. Endlich auf der Strasse, kamen tausende (nun ja, es waren vielleicht auch nur 999) hilfsbereite Haende auf uns zu, um lautstark und mit grossem Durchsetzungsvermoegen auf ihre aeusserst wichtigen Dienstleistungen hinzuweisen. Nach energischer Abwehr sassen wir endlich im Bus. Gar mancher dieser "hilfsbereiten" Menschen dachte offensichtlich, dass er uns im Bus auch helfen muesse, denn es fanden einige auch den Weg in unser Gefaehrt.
Erstaunlicherweise war dieses Fahrzeug sogar mit einer Klimaanlage ausgestattet. Das jeweilige Platzangebot entsprach in etwa dem Bedarf eines Pygmaeen. Die Fahrt ging dann Richtung Hotel. Unser Driver muss frueher Pilot gewesen sein, denn er fuhr mindest so schnell wie ein Flugzeug fliegt. Die Leute und Fahrzeuge vor uns flogen nur so auf die Seite. Auf dieser Fahrt stellten wir bereits fest, dass Neu Delhi genau so alt ausschaut wie Old Delhi. Wir waehnten uns in einem Tierpark, denn es gab hier viele Lebewesen die in einen solchen Park gehoeren. Wildschweine zu Hauf, Rindviecher und auch Hunde massenweise. Bei naeherem Hinsehen gab es noch mehr Tiere. Diese lebten allerdings unter dem nicht mehr so richtig vorhandenen Fell in der Haut von den bereits genannten Tieren. Viele dieser kleinen Schmarotzer hatten sich richtig kleine Behausungen in die Oberflaeche der Wirtstiere gegraben. An diesen Behausungen waren dann auch die entsprechenden Ausscheidungen wie Fluessigkeiten und Eiter unschwer zu erkennen. Ja, teilweise war das Ganze eine ziemlich unappetitliche Sache.

In Delhi:
Nachdem wir dann endlich im Hotel angekommen und die direkt angrenzende, hinter einem riesigen Erdwall versteckte Zeltstadt ueberwunden hatten, wurden wir an der Rezeption des Hotels sehr angenehm und ueberaus freundlich mit einem Drink empfangen. Der erste Tag bestand dann auch aus dem Erkunden des Hotels und der Versuch die furchtbar elende Zeltstadt zu durchforsten. Letzteres scheiterte allerdings klaeglich bereits am Rande dieses kleinen Dorfes. Zu misstrauisch und aengstlich waren die Bewohner wie auch wir. So liessen wir dieses Ansinnen und legten uns aufs Ohr.
Am naechsten Tag war fruehes Aufstehen angesagt. Es galt beide Delhi's zu entdecken. Eines muss man sagen, ein Land das es versteht Atombomben zu bauen, versteht auch etwas vom Einrichten seiner Regierungsviertel. Dieser Bereich entsprach beinahe westlichem Standard. Umso furchtbarer war der Anblick der Behausungen der "normalen" Bevoelkerung. Allerdings scheinen diese Leute sehr bescheiden zu sein, denn sie sassen auf den Muellbergen und scherten sich nicht um die Wildschweine die nebenan in diesen Haufen wuehlten. Die Schweine, Hunde und Kuehe taten jedenfalls das, was eigentlich die Aufgabe der Menschen waere, sie entsorgten auf natuerlichem Wege den fuer sie geniessbaren Unrat und halfen so, das Abfallproblem etwas im Griff zu halten. Die Abfallprodukte dieser Tiere wiederum fanden sich ueberall. Leider gab es keine Lebewesen (ausser den Menschen), die sich dieser Produkte - zumindest der von den Kuehen - annahmen. Die Leute warteten bis die Fladen abgekuehlt und etwas getrocknet waren. Nun waren sie greifbar. Sie wurden zusammengerollt und als beliebtes Brennmaterial mit nach Hause genommen. Dieses Material ist so beliebt, dass es eigens Fabriken dafuer gibt. Dort wird das Vieh (meist Wasserbueffel) ausschliesslich zur Gewinnung dieser Fladen, wie auch der Milch gehalten. Waehrend unserer Ueberlandfahrten sahen wir oft an den Strassenraendern haeuschenaehnliche Gebilde, die aus Kuhfladen bestanden und dem Trocknen dieses Materials dienten.

Unfall:
Auf der Fahrt von Delhi nach Jaipur schlief ich und traeumte gerade davon, dass wir eine heilige Kuh angefahren haetten. Ploetzlich tat es einen lauten Schlag und ich dachte, wir seien auf eine Kuh aufgefahren. Schnell wurde ich aber von meinen Mitreisenden aufgeklaert. Ein Junge, ca. 12 Jahre alt, war in unseren Bus gelaufen. Trotz eindringlicher Bitten unsererseits, fuhr der Fahrer einfach weiter. Das Ganze war umso schlimmer, da unter uns ein Arzt war und er verstaendlicherweise unbedingt erste Hilfe leisten wollte. Aber es half alles nichts, die Fahrt ging weiter. Unser indischer Fuehrer schimpfte mit dem Fahrer und versuchte staendig uns zu beruhigen. Sein stetig besorgter Blick nach hinten sagte uns, dass er (wie auch wir) die Hosen gestrichen voll hatte. Nach ca. 20 km unwahrscheinlich riskanter Fahrt (auf den Strassen sind staendig Menschen und Tiere unterwegs), kamen wir in ein Staedtchen indem es von Leuten nur so wimmelte. Ploetzlich fuhr uns ein Bus entgegen. Auf einmal war ein LKW neben uns. Es konnte eigentlich nur noch krachen. Wie durch ein Wunder passierte nichts und wir standen. Kapiert hatten wir immer noch nichts. Ploetzlich setzte ein unsagbarer Laerm ein. Die Leute schrien durcheinander und drohten uns. Jetzt wurde uns bewusst, der Bus und der LKW waren abgesprochen, das Ganze organisiert. Die Menschen hatten uns in der Zange. Ploetzlich gab der Busfahrer Gas und versuchte durchzubrechen. In diesem Moment krachte es und der LKW rammte uns voll von der Seite. Jetzt konnten wir natuerlich nicht mehr weiter und die Angst breitete sich aus. Irgendwann stand dann ein Polizist mit MP im Anschlag im Bus und hielt das Ganze unter Kontrolle. Nach viel Damdam ging es dann weiter. Circa 20 km spaeter kam so etwas wie eine Polizeistation am Strassenrand in Sicht. Dort hielten wir und unsere drei Mann Besatzung (Fahrer, Helfer und Fuehrer) wurden in einen Verschlag abgefuehrt. 2 Stunden spaeter kam der Reisefuehrer und erzaehlte, mit viel Geld habe er es geschafft, dass wir mit dem Bus und dem Fahrer nach Jaipur (ueber 2 Std. Fahrzeit) weiter fahren koennen. Der Helfer muesse aber als Pfand zurueckbleiben, da der Fahrer in der Nacht zurueck fahren und den Sachverhalt klaeren muesse. Mit viel Glueck koennen wir dann am naechsten Tag weiterfahren. Ob dies wirklich Glueck bedeutet haette, mit einem verschlafenen Fahrer unterwegs zu sein, schien mir zweifelhaft. Die Sache ging - zumindest für uns - noch gut aus. Wie durch ein Wunder war der Fahrer am naechsten Tag topfit. Eine Nachfrage ergab, dass sich durch Nachlegen von etwas Kohle die Angelegenheit scheinbar erledigt hat und der Helfer wohl einen Tag spaeter wieder bei uns sein wuerde. Genauso war es dann auch. Was aus dem verletzten oder vielleicht sogar toten Jungen geworden ist, haben wir nie erfahren. Man sagte uns lediglich, dass er leicht verletzt sei, was ich allerdings auf Grund der immensen Blechschaeden nicht glauben konnte.

Die rosafarbene Stadt Jaipur selbst war um kein bisschen besser als Delhi. Dreck und Unrat, Kot und Urin, ueberall. Sie ist die Hauptstadt des Bundesstaates Rajasthan und hat knapp 2,5 Millionen Einwohner. Wir besuchten den Palast der Winde und die Girlande-Forts. Die Stadt ist gepraegt von ihrem riesigen Bazar. Leider bekam ich hier als erster Reisender etwas Magen-Darmprobleme, die aber am naechsten Tag - Dank unseres Arztes - bereits wieder Vergangenheit waren. Allerdings war dies der Auftakt zu weiteren Erkrankungen meiner Reisegefaehrten.

Benares:
Leider kann ich auch von Benares (jetzt Varanasi) auch nichts Besseres erzaehlen. Im Gegenteil, für mich war das die schlimmste Stadt. Gestank, extremst aufdringliche Bettler und Haendler ueberall. Auf dem Ganges schwimmen die toten Kuehe. Auch die verstorbenen Kinder (bis zu einem Alter von 5 Jahren) und die Priester werden komplett in das Wasser geworfen. Unser Fuehrer erzaehlte, man habe 50.000 unterschiedliche Bakterienarten in einem ccm Wasser gezaehlt. Diese Bruehe wird dann von den Leuten auch noch getrunken, wodurch sie allerdings erstaunlicherweise nur selten krank werden. Wir unternahmen eine kleine Bootsfahrt (sicherheitshalber mit Mundschutz) auf dem Ganges. Beim Aussteigen trat ich - wie ueblich mit der Kamera am Auge - in einen von den ueberall herumliegenden Kuhfladen. Ich stellte mich daher mit einem Fuss auf die Treppe direkt am Flussufer. Den anderen Fuss tauchte ich in den Ganges und wusch die Sch… vom Schuh ab. Eine Frau, ca. 1m von mir entfernt, sah mir dabei zu. Sie betete dabei, tauchte unter, faltete die Haende und trank das Wasser von "Mutter Ganges". Inzwischen kam eine von uns zuvor im Boot ueberholte tote Kuh in ca. 3m Entfernung angeschwommen. Das Alles stoerte die Frau nicht im Geringsten und sie trank in tiefer Andacht weiter.

Auf dem Rueckweg kamen wir durch Gassen, kaum 1,5 m breit. Der Kot auf dem Boden, die Kuehe im Weg, die Gerueche aus den Haeusern, das Geklingel der vielen Tempel, die Beruehrungen der Menschen uvm. All das ist unbeschreiblich und kann man eigentlich nur erleben. Wir haben so oft darueber gesprochen wie man das am Besten zuhause erzaehlt, waren uns aber alle einig, dass dies nicht moeglich ist.

Das Hotel in Benares war nicht das Beste. Ausgeschrieben war es wie alle anderen Hotels auch, als 5 Sterne-Hotel. Die Realitaet war ein bisschen anders. An unseren Massstaeben gemessen, wuerde ich 3 Sterne vergeben. Das ist natuerlich nicht so schrecklich schlimm, aber wenn man im Zimmer in die Ecken und Fenstersimse schaut, denkt man natuerlich zwangslaeufig an die Kueche wie es dort wohl aussieht. Schliesslich arbeiten in der Kueche die Arbeitgeber unseres Magen-Darm-Traktes. Meine Eingeweide hatten mich bereits in Jaipur wissen lassen, dass sie mit dieser Reise nicht so recht einverstanden waren. Ich hatte dort zwei, nicht ueberaus schlimme Tage. Andere Reisegefaehrten wurden ganz entschieden intensiver auf die Viren- und Bakterienwelt Indiens getestet. Mein Verdacht richtete sich hauptsaechlich auf das hier gebraute einheimische Bier, das im Uebrigen sehr gut schmeckte. Ich bin eigentlich nur im Urlaub Biertrinker da ich immer im Glauben war, dass dies ein relativ steriles Getraenk ist. In meiner Indienvorbereitungszeit las ich aber in einem Buch, dass manches Bier in Indien wohl doch nicht immer so keimfrei ist. Allerdings nahm ich an, dass dies wohl nur fuer kleinere Brauereien, deren Versorgungsgebiet regional begrenzt ist, Gueltigkeit hat. Wie auch immer, ich hoerte mit dem Bierdrinken auf und hatte ab diesem Zeitpunkt wieder meine Ruhe. Andere Mitreisende machten dieselbe Erfahrung. Manche tranken spaeter das Gebraeu wieder und siehe da, die kleinen Biester waren sofort wieder am werkeln. Dies bestaetigte natuerlich meinen Verdacht.

Nun aber zu unserer abenteuerlichen Zugfahrt nach Kalkutta. Der Zeitpunkt unserer Abfahrt am Bahnhof war auf 5.30 Uhr festgelegt. Damit dies auch reibungslos klappte, liessen wir uns in der Nacht um 2.30 Uhr wecken. Fruehstueck gab es zu dieser Zeit natuerlich nicht, dafuer bekamen wir eine kleine Wegzehrung. Wir standen also noch muede und schlaftrunken in der Halle des Hotels und warteten auf unseren Bus, der uns zum Bahnhof bringen sollte. Dann kam die Nachricht, dass der Zug 3 Stunden Verspaetung hat. Das Personal an der Rezeption hatte ein Herz und gab einen Teil unserer vormaligen wieder Zimmer frei. So konnten jeweils zwei Paare sich ein Zimmer teilen und noch ein bisschen die fruehmorgentliche Ruhe geniessen. Nach Ablauf der drei Stunden fuhren wir dann planmaessig zum Bahnhof. Schon der Zugang zum Bahnhofsgelaende gestaltete sich abenteuerlich. Ueberall Kuhfladen, schoene frisch dampfende und auch etwas aeltere schon angetrocknete Exemplare. Jede Menge Leute mit "hilfreichen Haenden" die uns Europaeern das Kofferschleppen wohl nicht so recht zutrauten. Wir mussten massiv den Menschen klarmachen, dass auch ein Abendlaendler sehr wohl in der Lage ist, eine solche Arbeit zu verrichten. Natuerlich war uns klar, dass diese Leute elendig arm sind und vom Kofferschleppen lebten. Im Bahnhofsgelaende selbst waren wieder Laerm, Dreck, Gestank und viele Menschen, die zuerst ins Auge stechenden Merkmale. Unser, in Benares ausgewechselter Reiseleiter, steuerte unbeirrt ueber Treppen und Bruecken durch dieses Chaos und fuehrte uns sicher zu unserem Gleis. Leider war auch nach einer Stunde nichts von einem Zug - zumindest nicht von unserem - zu sehen. Inzwischen hatten die hier in elenden Zelten lebenden Anwohner uns als Quelle für Rupias, Dollars und Uros - die Inder sprechen am Wortanfang kein J - daher anstelle "Juro" (Euro) Uro, sowie evtl. hochwertigen, gut schmeckenden Nahrungsmitteln entdeckt. Hinzu kamen Bettler mit entstellten Gliedern. In ihren Klamotten hatte sich offensichtlich ein kleiner Zoo entwickelt, denn sie waren staendig am kratzen oder juckten sich. Auch halfen sie sich gegenseitig beim abernten dieser Tiere in den Haaren, die sie nach erfolgreicher Jagd verspeisten. Irgendwie erinnerte mich das Geschehen an den Frankfurter Zoo, den wir von Zeit zu Zeit ganz gerne besuchen. Nachdem wir den groessten Teil unseres Ess-Paketes aus dem Hotel verschenkt hatten sahen wir, dass viele der eingepackten Lebensmittel zwischen den Schienen lagen und die herumstreunenden Hunde sich darueber machten. So verging einige Zeit - ich habe keine Ahnung mehr wie lange - und wir fuhren wieder zurueck zum Hotel. Unser indischer Reiseleiter erklaerte sich bereit, auf unser Gepaeck aufzupassen. Mir tat der Mann richtig leid, stand er doch in der prallen Sonne und musste die Koffer von ca. 30 Personen gegen seine Landsleute verteidigen. Ob er etwas zu trinken hatte ist mir unbekannt. Wir lungerten dann einige Stunden in der Lobby und an einem Pool des Hotels herum, bis wir wieder zum Bahnhof gebracht wurden. Unserem Aufpasser zolle ich heute noch groessten Respekt, da er alle Koffer wohlbehuetet hatte und nichts abhanden kam. Beachtenswert ist dabei, dass der noch relativ junge Mann bereits einen Schlaganfall hinter sich hatte und er dadurch mit Laehmungen zu kaempfen hatte. Wir warteten also - jetzt schon mit etwas Erfahrung im Umgang mit den Einheimischen - mehr oder weniger geduldig auf unseren Zug, der dann endlich mit 13 - in Worten: dreizehn Stunden - Verspaetung kam. So richtig vertrauenswuerdig sah das Stahlross nicht aus, machte aber dann seine Arbeit doch recht gut. Wir erfuhren dann auch, dass wohl ein Wagon entgleist war und daher die grosse Verspaetung zustande kam.


Zugfahrt nach Kalkutta:
Voller Spannung bestiegen wir unseren Wagon. Die Ungewissheit befiel uns und wir kaempften uns zur jeweiligen (Schlaf)-Kabine durch. Da, ploetzlich Schreie, dass da etwas auf dem Boden waere. Ja, richtig, da war was. Kleine Viecher rannten im Zug umher. Schnell loeste sich das Raetsel. Es waren Maeuse. Die armen Tiere mussten aufpassen, dass sie nicht von den vielen Menschen tot getreten wurden und rannten deshalb wild durcheinander. Spaeter kam ein Schaffner mit einem Tuch vorbei um das kleine Brettchen, auf dem man wohl seine Brotzeit legen sollte, zu reinigen. Leider war das Tuch schmutziger als der Putzlappen eines Automechanikers und hatte irgendwie den Geruch der indischen Strassen an sich. Wir richteten uns dann halbwegs gemuetlich ein und verstauten unser Gepaeck moeglichst maeusesicher. Der Zug fuhr an und es kehrte Ruhe ein. Ich glaube der Zug hielt an jedem dickeren Baum, denn kaum war man etwas eingenickt, als auch schon wieder angehalten wurde. Nach einigen Stunden bemerkte ich ein kitzeln auf meiner Brust. Ich dachte zuerst, es sei die Decke konnte aber nichts abnormes feststellen. Da, immer und immer wieder spuerte ich irgendetwas, irgendwo an meinem Koerper. Zunaechst konnte ich mir das nicht erklaeren. Ich lag so da, konnte aber nicht mehr schlafen und dachte über das eigenartige kitzeln an meinem Koerper nach. Ploetzlich war ich hellwach. Ich hatte des Raetsels Loesung. Die Maeuse konnten es nicht sein, die haette man intensiver gespuert. Aber in Indien gibt es ja auch noch eine Menge anderer Tiere (an die Kuehe und Wildschweine denke ich dabei nicht, nur deren Untermieter) und genau solche Biester muessen das sein. Elisabeth und das Ehepaar neben uns schliefen den Schlaf der Gerechten und bemerkten zumindest vorerst nichts. Ich setzte mich auf die Pritsche mit dem Ruecken zum Fenster um die erreichbare Oberflaeche meines Koerpers für die Biester zu verkleinern und versuchte etwas zu schlafen, was mir dennoch nicht so richtig gelang. Staendig stellte ich mir vor, welche Tiere sich gerade jetzt ihren Anteil von unseren Koerpersaeften holten. In der Nacht wachten dann die anderen drei auch mehrfach auf und fragten mich was das wohl sei, was sie immer so kitzelte. Ich konnte sie beruhigen indem ich sagte, dass das die Decken unseres Schlaflagers sind, die durch die Zugerschuetterungen sich staendig bewegten. Ich habe keine Ahnung ob sie das wirklich beruhigte, jedenfalls schliefen sie wieder ein, wie man dies an den gleichmaessigen Schlafgeraeuschen hoeren konnte. Am naechsten Morgen spuerte ich an meinem linken Knoechel ein maechtiges und am rechten Knoechel, ein leichteres Jucken. Nach Ankunft im Hotel sah man auch die Ursache. Die Haut war an diesen Stellen ziemlich verbissen oder verstochen. Jedenfalls juckte es 10 Tage lang hoellisch. So brachten wir die Nacht mehr oder weniger gut oder auch nicht so gut schlafend herum und kamen am fruehen Morgen in Kalkutta an.


Kalkutta:
Fruehmorgens gratulierte ich zunaechst mal Elisabeth zu ihrem Geburtstag. Kurz danach meldete sich auch der Rest der Gruppe. Irgendwie hatte sich dieses Ereignis wohl herum gesprochen. Wir bahnten uns dann einen Weg durch die bereits am fruehen Morgen im Bahnhof erwachte Menschenmenge und nahmen diesmal sogar deren Transporthilfe in Anspruch, da wir eine groessere Strecke zum Bus zuruecklegen mussten.
Waehrend der Fahrt zum Hotel fiel uns bereits auf, dass die als Beispiel fuer Armut und Elend geltende Stadt, relativ sauber war. Ueberall lagen noch schlafende Menschen auf der Strasse, die offensichtlich von den etwas groesseren Tieren in Ruhe gelassen wurden. Angekommen im Hotel waren wir erst mal platt, denn dies war ein absolut echtes 5 Sterne-Hotel. Alles vom Feinsten. Ein Superzimmer und eine Superhotel-Anlage. Wir machten natuerlich eine Rundfahrt durch die Stadt und waren auch in Mutter Teresas Kinderheimen. Die Anlagen sind einfach aber sauber und relativ unscheinbar. Selbstverstaendlich waren wir auch am Schrein in dem Mutter Teresa liegt. Insgesamt machte Kalkutta auf mich einen verhaeltnismaessig guten Eindruck, ueberhaupt nicht den, wie man im Allgemeinen denkt. Die Kuehe und Schweine wurden von der kommunistischen Buergermeisterin aus Kalkutta vertrieben und derjenige, der seinen Unrat auf die Strasse wirft, muss ihn auf eigene Kosten beseitigen und Strafe zahlen. Dies hat natuerlich auf den Zustand der Stadt einen sehr positiven Einfluss.


Madras:
Der Flug nach Madras (jetzt Chennai) war nichts spektakulaeres obgleich ich eigentlich den Maschinen bei den Inlandsfluegen (Delhi-Benares und Kalkutta-Madras) nicht viel zutraute, ja eigentlich etwas Bammel hatte. Die Flieger waren in einem erstaunlicherweise sehr guten Zustand. Die Gesellschaften "Jet Airways" und "Air Sahara" (welch passender Name für Indien) hatten wirklich gute Maschinen und die Abflugzeiten bewegten sich nicht an orientalischen Gepflogenheiten da sie puenktlich waren.
Nach der Landung in Madras besuchten wir auf dem Weg zu unserem Hotel zunaechst die St. Thomas-Kapelle. Diese liegt auf einer Anhoehe und von dort aus hat man einen herrlichen Blick über Madras und die Umgebung. An dieser Stelle soll der hl. Thomas laut Ueberlieferung ermordet worden sein. Waehrend der Fahrt stachen vor allem die riesigen, handbemalten Reklametafeln ins Auge. Auffallend war auch die relativ saubere und gepflegte Stadt, wenngleich es nicht ganz so wie in Kalkutta war. Kuehe gab es auch, allerdings war die Population wesentlich kleiner als in den anderen Staedten. Wildschweine konnte ich keine entdecken. Alles in Allem gefiel mir der Sueden Indiens besser als der Norden. Wir fuhren dann zu unserem ersten Hotel in Madras. Leider mussten wir am naechsten Tag noch einmal in ein anderes Hotel umziehen, denn auch dieses erste Hotel in Madras war absolute Spitzenklasse und für mich persoenlich die beste Herberge die wir hatten. So gut wie die Unterkunft, so gut war das Essen. Es war einfach Spitzenklasse in der Qualitaet wie in der Quantitaet. Ich hatte irgendetwas Indisches (wie sich das so gehoert) am Buffet geholt, das war so scharf, dass die Waldbraende Australiens zu einer morgendlichen Abkuehlung wurden. Ich pruefte mehrfach allen Ernstes, ob meine Zunge noch vorhanden war. Trotz Allem, es schmeckte einfach koestlich. Ja, es war so gut, dass ich mir noch einen Nachschlag holte.
Am naechsten Tag besuchten wir die St. Thomas-Kathedrale wo wir mit dem dortigen Erzbischof eine Messe feierten. Dieser Bischof beging an diesem Tag den 30. Jahrestag seiner Bischofsweihe. Leider wusste er nichts von seinem Jubilaeum. Er erfuhr dies erst durch uns. Vor ein paar Jahren war er Uebrigens schon einmal in Helmstadt. Sein eigentliches Gotteshaus wird zur Zeit restauriert und so hatten sie eine Notkapelle hergerichtet, die aber sehr ordentlich aussah. Einige Einheimische waren auch zur hl. Messe gekommen, die sie sehr inbruenstig mitfeierten. Mit diesem Bischof pflegt die Helmstadter Pfarrgemeinde freundschaftliche Bande, da sie ein Kinderheim, das im Zustaendigkeitsbereich des Bischofs liegt, schon jahrelang finanziell unterstuetzt. So brachten wir auch diesmal einen Scheck mit. Mit diesem Geld kann dort sicherlich eine zeitlang gearbeitet werden. Als wir die Baustelle der Kathedrale besichtigten, hoerten die dort arbeiteten Maenner sofort mit der Arbeit auf, kamen auf uns zu und streckten die Hand (zum Einsammeln von Uros ) aus, womit sie bei mir dann auch schon wieder "unten durch" waren.
Die Leute dort scheinen westliche Menschen mit einem Geldacker zu verwechseln. Offensichtlich denken sie (wenn ueberhaupt), dass diese Scheine bei uns auf dem Feld wachsen und wir sie nur pfluecken muessen.
Nach dem Gottesdienst fand uns zu Ehren noch eine kleine Feier statt. An diesem Abend zogen wir dann in das letzte Hotel um. Es sollte die Kroenung sein, so versprach man uns. Es war nicht schlecht, aber wir waren leider schon etwas verwoehnt. Herrlich war die Strand- und Poolanlage. Am Abend spielten immer zwei junge Maenner die von mir so geliebten Oldies der 60er Jahre. Gerne gab ich manchen "Uro" den beiden, damit sie meine Lieblingslieder spielten. Tagsueber schauten wir noch manchen Tempel an, die man gar nicht mehr in sich aufnehmen konnte. Abends aber, abends genoss ich die Musik und die tropische Anlage. Leider waren wir nicht lange da, das Ende der Reise nahte. Zum Abschluss hatten wir noch ein Abendessen am Strand. Maeuse liefen uns ueber die Fuesse. Wir mussten unsere Beine hochlegen, um nicht immer an die Maeuse erinnert zu werden, die an den Schuhen knapperten. Offensichtlich fanden solche Essen am Strand oefters statt, da fuer die Viecher scheinbar gut gesorgt war.
Leider kam unser Essen etwas spaet. Die Folge war, dass es nur noch lauwarm war. Die Portionen hatten die Groesse um ein Maeusemaeglein zu fuellen. Ein Mitreisender stand erzuernt auf und verliess das Gelaende. Andere folgten ihm. Das Essen war im Reisepreis enthalten. Unser Organisator sagte, dass hierfuer 30,00 € verrechnet wurden. Das war dann auch anderen etwas happig. Die Leute murrten und so liess der Manager noch einmal im Hotel anrichten. Leider war es dann schon etwas spaet und den meisten von uns war der Hunger zwischenzeitlich vergangen. Ausserdem empfanden wir es als Unverschaemtheit, dass in einem Land, in dem die koerperlich arbeitende Schicht so schlecht bezahlt wird, den Touristen so viel Geld, für so wenig und auch noch kaltes Essen, abgenommen wird. Es war schade, dass die Reise wegen dieser Sache einen solchen Ausklang fand.
Der Flug nach Hause war wieder ueber Dubai und gestaltete sich ohne jegliche Probleme. So kamen wir - Gott sei Dank - alle wieder unbeschadet zu Hause an.

Abschluss:
Dieser Bericht erscheint vielleicht etwas negativ dem Land Indien gegenueber, aber es gab auch unglaublichen Prunk wie in "1000 und einer Nacht". Eine Kunst wie ich sie nicht für moeglich gehalten hatte, die meiner Meinung nach - man verzeihe mir den Vergleich - selbst Aegypten in den Schatten stellte. Die Bildergalerie wird hierzu vieles zeigen.

Mehr Bilder zu dieser Reise auf meiner externen Bildergalerie!


 
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