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2011

Reisen > Mongolei

Dieser Bericht ist meiner Bilder-CD "Mongolei 2011" entnommen!

Vorwort:
Auch für das Jahr 2011 hatte ich - in Abstimmung mit meinem Freund, Prof. Erdenechuluun - wieder eine Reise in die Mongolei geplant. Aus organisatorischen und technischen Gründen würde die diesjährige Reise jedoch schon Anfang August stattfinden. Hauptziel war wie immer das EMJJ-Hospital in Ulaan Baatar (die Schreibeweise für Namen von Personen, Orten usw. variieren in der Mongolei immer). Begleiten würde mich mein ehemaliger Kollege vom Krankenhaus Manfred Reisberg. Er war auch nicht ganz unerfahren, war er doch schon zweimal in der Mongolei mit dabei.
Ursprünglich wollte ich wieder mit der russischen Airline Aeroflot fliegen. Meine letzte Reise in die Mongolei unternahm ich mit dieser Airline und war damals im Jahr 2009 sehr zufrieden. Bei einem Preisvergleich in diesem Jahr zeigte sich aber, das Air China um Einiges billiger war. Nach Rücksprache mit Manfred einigten wir uns darauf, bei Air China zu buchen. Diesen Preisunterschied mussten wir aber mit Wartezeiten in Peking erkaufen. Mir erschien dies in Anbetracht des Preisvorteils durchaus angemessen.
In der Vorbereitungszeit gab es noch sehr, sehr viel zu tun. Erka (Kurzname für Prof. Erdenechuluun) hatte bei seinem letzten Besuch im März einen Karton Medizin gekauft und in die Mongolei geschickt. Dies funktionierte aber nicht so einfach, denn der Karton wurde auf Grund unleserlicher Adresse wieder zurück geschickt und musste neu verpackt und adressiert, vor allem aber nochmals das Porto bezahlt werden. Insgesamt kamen so Portokosten in Höhe von 190,00 € zusammen. Letztendlich kam dieses Paket - abgeschickt im Mai - erst Mitte August und zwar kurz nach unserer Rückkehr nach Deutschland, zerfledert und in desolatem Zustand in Ulan Bator an. Der Inhalt war großteils zerstört. Alles in Allem waren sehr viel Arbeit und auch Auslagen mit diesem Paket verbunden, die sich letztendlich nicht lohnten.

Ende April eröffnete mir Erka, dass er ein OP-Mikroskop kaufen wollte und ich den Kauf und auch den Transport abwickeln soll. Die ganzen Arbeiten zogen sich bis Ende Juni hin. Transport, Zoll, eben alles was nötig war, musste organisiert werden. Im Container - ein Transport mit dem Flugzeug war auf Grund der Bauhöhe des Mikroskops nicht möglich - belegte das Mikroskop gerade mal 5 % der Ladefläche. Es musste daher Material gefunden werden, um den hohen Container-Preis etwas wirtschaftlicher zu gestalten. So boten sich hierzu Materialen einer hier ansässigen Firma an, mit der Erka schon seit Jahren in Geschäftsbeziehung steht. Mein Kollege Manfred organisierte gebrauchtes, aber noch funktionsfähiges Medizintechnisches Gerät und ich Video-, Telefon- und Computerzubehör. Schließlich war zumindest die Grundfläche des Containers bedeckt, wenn auch in der Höhe noch viel Platz war. Dieser Container wurde Ende Juni nach Berlin geschickt, um dann von hier mit der transsibirischen Eisenbahn auf die große Reise zu gehen. Der Zeitplan war so ausgelegt, dass das Material bis zu unserer Ankunft in Ulan Bator mit hoher Sicherheit da sein sollte. Normalerweise sollte sich kein Zeitproblem ergeben. Normalerweise…, aber es kam ganz anders. Dazu aber später mehr.


Die Anreise:
Am 3. August war es dann so weit. Mit dem Zug fuhren Manfred und ich nach Frankfurt. Nach einigem Umherirren (welches Gate ist es denn nun?), startete der Flieger pünktlich. Am frühen Morgen - Ortszeit Ulan Bator - flogen wir bereits über Ulan Bator in Richtung Peking. Ein Tritt vom Personal und wir wären genau dort gelandet, wo wir eigentlich hin wollten. So flogen wir aber noch 2 Stunden weiter bis Peking. Nach 2-stündigem Aufenthalt ging es wieder mit 2 Stunden Flugzeit zurück nach UB (sprich Jubi!). Bei dieser Schreibweise für Ulan Bator möchte ich für die Zukunft auch bleiben, wird sie von den Bewohnern dieser Stadt, ja auch so benutzt.
Endlich dort angekommen, wurden wir bereits von Erka, seiner Frau Majicsuren und den Fahrern Bayaraa und Batjargal erwartet. Wir kannten uns alle schon seit Jahren und so gab es keine Befremdungen sondern wir freuten uns ehrlich über unser Wiedersehen.
Die Fahrt in die Stadt war zwar ohne Zwischenfälle und wir wurden direkt ins Hotel Zaluchuud gebracht. Zur Zeit werden in Ulan Bator jedoch sehr viele Straßen saniert und die Ausweichrouten sind oft Feldpisten mit verheerenden Schlaglöchern.
Bereits während der Fahrt zur Stadt fiel uns das Grün der Steppe auf. Die vielen Wassertümpel, die wir bereits im Flieger sahen, waren wohl die Ursache. Es musste in letzter Zeit viel geregnet haben.
Endlich im Hotel angekommen, hielt uns aber nach einer kleinen Erholungspause nichts mehr und wir ließen uns in das EMJJ-Hospital bringen. Der Name EMJJ-Hospital kommt nach den Anfangsbuchstaben von Erkas Familie nämlich Erdenechuluun (Chef), Majicsuren (Ehefrau), Jargalkhuu (Sohn) und Jargalmaa (Tochter). Leider ist Jaagi wie wir sie genannt haben, bereits 2009 verstorben. Die Begrüßungen durch das Klinikpersonal gehen mir jedes Mal an's Gemüt. So viele Leute kenne ich nun schon, wenn auch oftmals nur nach dem Gesicht. Die Wiedersehensfreude kommt trotzdem aus dem Herzen und berührt mich jedes Mal.


An die Arbeit:
Nun inspizierten wir erst mal die anliegenden Arbeiten um die weitere Vorgehensweise zu koordinieren.
Der Container war trotz großer Zeitreserven noch nicht da. Die geplanten Arbeiten an und mit den Telefonanlagen mussten daher vorerst mal zurück gestellt werden. Ich interessierte mich daher zuerst für die - von "mongolischen Fachleuten" installierte - Video-Anlage. Diese Anlage sollte die Live-Übertragung von Operationen ins Chefzimmer also zu Prof. Erdenechuluun, zu seinem Sohn Jargalkhuu, dem Lehr-Raum und dem Technikzimmer ermöglichen. Den Aufbau dieses Projektes hatte ich bereits im März 2011, bei Erka's letztem Deutschland-Besuch, geplant und auch die entsprechenden Unterlagen erstellt.
Wie das aber so ist, kam wieder alles ganz anders. Im Mai schrieb mir Erka, dass er einen mongolischen Fachmann mit dem Aufbau der Videoanlage betraut hatte, da ein Fortbildungskurs im EMJJ stattfinden sollte. Zu dieser Veranstaltung sollte die Videoanlage bereits zur Verfügung stehen.
Nun waren wir im Krankenhaus und sahen uns die Installation an. Um es kurz zu machen, es war fürchterlich. Mein Eindruck war der, dass der "mongolische Fachmann" vielleicht ein Friseur oder Bäcker war, aber keinesfalls Video-Techniker. Es war eigentlich alles falsch gemacht, was falsch zu machen war. Nach einer Besprechung mit Manfred kamen wir zu der Auffassung, dass ein kompletter Ab- und erneuter Aufbau, die einfachere Lösung darstellt.
Gesagt, getan und schon war der Container vergessen. Jetzt gab es genügend andere Arbeit.

Inzwischen waren mein langjähriger Freund Ganbold mit seiner Frau Naraa und der älteren Tochter Anujin gekommen um uns zu begrüßen. Es war ein herzliches Wiedersehen und die Freude war groß auf beiden Seiten. Wir kennen uns schon seit meiner ersten Reise in die Mongolei. Anujin verbrachte ihre Ferien hier. Sie studiert an der Heidelberger Universität. Nachdem sie ein ausgezeichneten Examen hier in der Mongolei abgelegt hat, bekam sie über den DAAD ein Stipendium. Wir unterhielten uns eine zeitlang, dann hat die Arbeit wieder gerufen.

Manfred beschäftigte sich derweil mit defektem oder auch nur "scheindefektem" medizintechnischem Gerät. Wechselseitig unterstützten uns die beiden Technikerinnen Bolortuya und Sarnai. Bolortuya kannten wir bereits vom März-Besuch her, da sie Erka mit nach Deutschland brachte. Beide Ladie's waren äußerst interessiert und hilfsbereit. Leider haben sie aber keinerlei Fachkenntnisse, da sie Maschinenbau bzw. IT-Technik studiert haben. Nun darf man die Ausbildung auf einer mongolischen Uni nicht unbedingt mit der unsrigen vergleichen. Manfred und ich hoffen, dass Erka die Mädels bei ihrer jetzt zugeteilten Arbeit lässt und sie sich dadurch Know-how und Erfahrung aneignen können. Der Wille dazu ist mit Sicherheit bei beiden Frauen da. Eine ganz wichtige Rolle bei unserer Arbeit sowie unserer ganzen Zeit in UB kommt Egi (Kürzel von Enkhee) zu. Sie war unsere Dolmetscherin und die Qualität der Verständigung mit nicht deutsch sprechenden Mongolen hing im Großen und Ganzen, von ihr ab. Sie erfüllte unsere Erwartungen vollkommen, ja sie kümmerte sich um alle Belange und Schwierigkeiten die wir hatten.
Manfred werkelte hauptsächlich an seinen medizintechnischen Geräten, während ich mich dem Aufbau der Video-Anlage widmete. Ständig hatte ich mit irgendwelchen Problemen zu kämpfen sei es, dass Kabel Wackelkontakte hatten, Monitore nicht funktionierten, Steckverbinder von elender Qualität waren oder auch um benötigtes Material zu organisieren. In den OP konnte man auch nicht wann man wollte, da dort sehr oft operiert wurde. So gestaltete sich die Arbeit als ein Nervenspiel, zudem unsere Zeit ja limitiert war. Man hatte auch 2 zusätzliche Monitore oder besser gesagt, Fernsehgeräte gekauft. Der Nachteil war, dass diese Geräte zwar einen Video-Ein-, jedoch keinen Ausgang hatten. Dies bedeutete für unseren Videoverteiler zusätzlich benötigte Abgänge. Da es sich um einen Konsumer-Verteiler handelt, hat dieser nur 5 Ausgänge und ist somit schnell an seinem Limit.
Wenn das neue Mikroskop eintrifft, wird auch eine zusätzliche Kamera vorhanden sein. Diese muss natürlich auf das System aufgeschaltet werden. Zu diesem Zweck habe ich einen Videoumschalter - mit 4 umschaltbaren Eingängen - bereits im März EMJJ geschenkt und im Container mitgeschickt. Es galt nun die Vorbereitungsarbeiten für diese Kamera durchzuführen. Das benötigte Kabel war bereits von Sarnai und Bolortuya verlegt worden. Diese Installation entsprach nicht ganz unseren Vorstellungen. Aber das müssen die beiden Mädels eben auch noch lernen. Leider geben sie sich im Moment noch mit mongolischer Installationstechnik zufrieden.
Große Probleme bereiteten uns die BNC-Steckverbinder die hier in UB gekauft wurden. 70% der verwendeten Stecker hatten Wackelkontakte. Offensichtlich gilt auch das für die elektrotechnischen Artikel, was mir Erka bereits von anderen Produkten aus China gesagt hat. Die High-Quality geht in den Westen, die minderwertige Produktion bleibt im Osten. So blieb uns nichts anderes als immer wieder zu probieren, ob die Kabelverbindungen ohne Wackler funktionierten.
Schließlich neigte sich unser Vorab-Projekt dem Ende zu. Erka gab keine Ruhe mehr, er wollte mit uns unbedingt wegfahren, Richtung Norden. All unsere Argumente, doch lieber die Zeit für die Reparaturen zu verwenden, waren vergebens.


Hotelwechsel:
Im Hotel Zaluchuud waren die Zustände nicht mehr tragbar. Die Sauberkeit lies sehr zu wünschen übrig, der Lärm jede Nacht auf der Straße und das Höchste; an den Badewannen- und Waschbecken-Armaturen bekam man einen elektrischen Schlag. Den Schlag bekam aber nicht nur ich, sondern auch Manfred. Zumindest ich hatte den Komfort eines Durchlauferhitzers. Manfred hatte nur ein nicht funktionierendes Gerät und somit auch nie warmes Wasser. Das Hotel wurde seit unserer ersten Mongolei-Reise immer schmuddeliger. Wir beschlossen daher, nach unserer Rückkehr von der Reise, ins Hotel Kaiser umzuziehen. Dieses Hotel lag in unmittelbarer Nähe zu EMJJ und die Zimmer waren um Klassen besser. Der Nachteil, die Einzelzimmer lagen in der 3. Etage und einen Lift gibt es nicht.


Reise in den Norden:
Am 6. August war es dann unvermeidlich, wir starteten mit Erka, der Köchin und den 2 Fahrern Bayaraa und Batjargal, in Richtung Khövsgöl See. Der Name des Sees variiert wie viele Namen in der Mongolei auch. Er wird als die kleine Schwester des Baikalsees bezeichnet und ist das größte Süßwasserreservoir der Mongolei. Bereits vor 2 Jahren, also 2009, war ich schon einmal da. Der See liegt - eingebettet in grandioser Natur - in unmittelbarer Nähe zur sibirischen Grenze. Mit Erka waren wir überein gekommen, dass wir auf keinen Fall länger als 4 Tage wegbleiben wollten, da noch viel Arbeit auf uns wartete und der Container irgendwann wohl auch mal ankommen würde.
Unser erstes Ziel war die Klosteranlage Amar Bayasgalant auf dem Weg zur zweitgrößten Stadt der Mongolei, Erdenet. Diese Klosteranlage wurde im 18ten Jahrhundert gebaut und ist eines der wichtigsten buddhistischen Klöster der Mongolei, ja in ganz Asien. Der Name beruht angeblich darauf, dass zwei Schafhirtenkinder hier spielten und diesen, für eine Klosteranlage hervorragend geeigneten Platz, entdeckten. Der Name der Kinder war Amar und Bayasgalant, nach denen dann auch die Anlage benannt wurde. Das Kloster ist noch gut erhalten und ist eines der wenigen Klöster, das in den 30er Jahren die Zerstörungswut der Kommunisten überstanden hat.


In der Stadt Erdenet:
Von hier aus ging die Fahrt weiter nach Erdenet, der zweitgrößten Stadt der Mongolei. Die Architektur der Stadt ist so ganz anders als die von Ulan Bator. Keine Hochhäuser, nur bunte Dächer und hie und da ein paar Jurten leuchten dem Besucher entgegen (Jurte ist das russische und geläufigere Wort für die mongolischen Rundzelte. Das mongolische Wort ist Ger). Am frühen Abend kamen wir an unserem (vermeintlichen) Hotel an. Es stellte sich heraus, dass unser Freund Erka zwar ein Hotel mit dem selben Namen, aber 400 km entfernt von hier, gebucht hatte. Hier waren - Gott sei Dank - keine Zimmer mehr frei. Dafür wurden wir aber an ein Hotel 300m weiter verwiesen das nagelneu, nämlich erst 2 Wochen alt war. Dieses Hotel entsprach in etwa den unsrigen 3 Sterne-Häusern. Wenn wir nun dachten, dass wir hier endlich warm duschen konnten, sahen wir uns getäuscht. Eiskaltes Wasser kam auch hier aus den Leitungen. Das war aber auch das einzige Manko an dieser Herberge. Erka buchte sofort wieder für unsere Rückreise.


Bolortuyas Heimat:
Am nächsten Morgen ging es wieder weiter Richtung Khovsgolsee (wieder eine Variante des Namens für den großen See). Zu diesem Zeitpunkt waren wir uns aber bereits einig, das wir aus Zeitmangel nicht zum See fahren würden. Auch nahmen wir einen anderen Weg als 2009. Leider war diese Strecke noch schlechter zu fahren als die damalige Route. So kamen wir zum Dorf, aus dem Bolortuya, unsere junge Technikerin im EMJJ stammt. Ihr Elternhaus war schnell gefunden und ihre Mutter lud uns spontan in ihr Haus ein. Wir bekamen Bilder aus Bolortuyas Kindertagen gezeigt und jeder musste auch ein Häppchen zu sich nehmen. Dem Haus angegliedert war ein riesiger Garten, was in der Mongolei eine absolute Rarität darstellt.
Da die Mutter im örtlichen Krankenhaus beschäftigt ist lag es nahe, uns dieses einmal anzuschauen. Die Klinikchefin führte uns herum. Es war in einem erstaunlich sauberen, aber natürlich auch einfachen Zustand. Die Ausstattung ist mit der unserer Krankenhäuser, nicht vergleichbar. Dennoch war dieses Krankenhaus wesentlich besser ausgestattet, als das Kreiskrankenhaus das wir 2004 in der Gobi besucht hatten.

Nach dieser Besichtigung fuhren wir unter Führung von Bolortuyas Mutter zu einem nicht weit entfernten Jurtencamp. Die Fahrt war höchst abenteuerlich und mehr als einmal dachten wir, dass unser Jeep umfallen würde. Unsere Fahrer Bayaraa und Batjargal bewältigten aber alle Schwierigkeiten souverän. Das Camp war von mittlerer Größe in einem weiten Tal, nicht weit vom Fluss Selene. In der Ferne konnte man die wenigen vorbei fahrenden LKW's hören. Manfred und ich standen in unserer zugeteilten Jurte und unterhielten uns. Plötzlich hörten wir hinter uns eine Stimme in klarstem, akzentfreien Hochdeutsch uns fragen, ob wohl etwas nicht in Ordnung sei. Nach einem Blick nach hinten sahen wir eine Mongolin die mit uns sprach. Sie erkannte unser Staunen über ihre Sprachkünste und erklärte uns, dass sie an einem Sprachkurs in Deutschland teilgenommen hatte und in der deutschen Botschaft in Ulan Bator mehrere Jahre gearbeitet hat. Das Stadtleben gefiel ihr nicht mehr und so zog sie an dieses Ende der Mongolei, um dieses Jurtencamp aufzubauen. Sie erklärte uns, dass sie selbst im Winter hier wohnt. Dies dürfte eine ziemlich einsame Angelegenheit sein. Sie war uns gegenüber äußerst freundlich und auch hilfsbereit. So startete sie extra ihren Stromgenerator, damit wir unsere Handy- und Foto-Akkus laden konnten. Manfred und ich teilten uns eine Jurte während Erka, seine Nichte und die beiden Neffen (Fahrer) sich in einer anderen Jurte einrichteten.
Am nächsten Morgen fuhren wir unter Leitung von Bolortuyas Mutter in die Berge. Dort sollte Manfred Gelegenheit bekommen, seinem Hobby als Jäger zu frönen. Das Ziel sollten Murmeltiere sein, die jedoch streng geschützt sind. Die Mongolen machten in der Vergangenheit erbarmungslos Jagd auf diese Nager, da das Fleisch von den Tieren als Delikatesse gilt und sehr gerne verzehrt wird. Dies führte nun dazu, dass der Bestand bedrohlich abgenommen hat. Ein Erwischen ist mit sehr hohen Strafen verbunden. Die Gewehre werden daher rechtzeitig in den Fahrzeugen versteckt, weil man mit Polizeikontrollen rechnen muss. Trotzdem jagen die Einheimischen diese Tiere nach wie vor und unter vorgehaltener Hand, kann man sie auch überall kaufen. Einen Gefallen tun sich die Mongolen mit ihrem (verbotenen) Tun sicherlich nicht. Jedenfalls sahen wir nur ein einziges Murmeltier und das war in unerreichbarer Weite. Ich erinnere mich noch gut, als ich das erste Mal in der Mongolei war, sahen wir noch sehr viele dieser Tiere und es wurden auch einige erlegt, obwohl das Schießen bereits damals verboten war. Inzwischen gibt es nur noch sehr wenige dieser Tiere. Ich hoffe hier auf die nächste Generation der Mongolen, die vielleicht den Naturschutz doch etwas anders betrachtet.
Mich begeisterte wie üblich die Landschaft und die vielen unterschiedlichen Blumen. Tiere sind kaum zu sehen. Alles ist menschenleer. Wilde Erdbeeren und Preiselbeeren wachsen in Massen hier. Strahlend blauer Himmel lies auch uns erstrahlen. Es war ein prächtiger Tag. Die Fahrt mit dem Jeep zurück in unser Camp konnte ich nochmals so richtig genießen. Erinnerungen an unsere Reisen in der Gobi kamen auf. Keine Menschenseele, keine Straße, nur wir und mongolische Musik aus dem Kassettenrekorder. Das ist genau das, was mir an der Mongolei so gut gefällt.
Nach dem Abendessen blieben wir noch einige Zeit im Camp-Restaurant. Bolortuyas Mutter hatte einen Beeren-Wein mitgebracht, der sehr süffig war. Auch die Besitzerin des Camps gesellte sich zu uns. Es war ein lustiger Abend und wir erzählten uns viel.


Rueckreise:
Die Nacht verbrachten wir wieder im Camp um uns dann am Morgen auf den Weg zurück nach Erdenet zu machen. Das Wetter war schön und wir kamen gut vorwärts. Zwischendurch verloren wir den Versorgungsjeep mal aus den Augen. Die Suche war etwas schwierig, weil wir keinen Handykontakt hatten. Nach einer guten Stunde hatten wir uns aber wieder gefunden und es konnte weitergehen. Ich genoss die Fahrt in vollen Zügen und dem Wissen, dass es wieder einmal für lange Zeit die letzte Fahrt in mongolischen Gefilden sein würde.
Das Hotel in Erdenet war für uns gerichtet und am Abend waren wir in der Nähe bei einem Koreaner zum Essen. Im Hotel hatte ich - wenn auch schlechten - Funk-Kontakt mit meinem Notebook zum Internet. Erka musste dringend ein paar Seiten korrigieren, die er für ein Buch geschrieben hatte, das er bereits in der Druckerei in Auftrag gegeben hatte. Irgendetwas war wohl im Verlag schief gelaufen, weil er sehr aufgeregt war und am Handy heftig schimpfte.
Bei wiederum guten Wetterbedingungen ging es am nächsten Morgen los in Richtung EMJJ-Sanatorium, wo wir eine Zwischenpause einlegen und zu Mittag essen wollten. Im Sanatorium angekommen, wurde dort viel gewerkelt und umgebaut. Das änderte aber nichts am Zustand der Anlage. Für uns aus dem Westen wäre es nicht zumutbar, an diesem Ort gesund zu werden, das Gegenteil würde eintreffen. Die Leute hier aber sind glücklich und zufrieden. Das Sanatorium ist total belegt und permanent an den Grenzen seiner Kapazität. Aus diesem Grund wird jetzt noch ein dritter Bau erstellt. Die ganze Anlage befindet sich in herrlicher Natur knapp 50 Kilometer Nordwestlich von Ulan Bator. In wenigen Tagen werden wir wieder hierher kommen. Es ist dann "Tag der Gesundheit" in der Mongolei und dieser Tag wird von EMJJ alljährlich hier im Sanatorium gefeiert.


Wieder in UB:
Wir verabschiedeten uns und fuhren weiter nach UB, wo wir unser neues Quartier im Hotel Kaiser bezogen. Dies Hotel hier war von ganz anderer Qualität als Zaluchuud. Es war sauber, hell und geräumig. Zwei Körnchen trübten die Suppe. Zum Einen lagen unsere Einzelzimmer in der 3. Etage, zum Anderen war auch hier das Wasser der Dusche kalt. Wie wir erfuhren, war irgendwo in der Stadt ein Rohrschaden und so gab es in ganz UB kein warmes Wasser. Das ist eben russische Technik. Ähnlich wie in der Stadt Erdenet berichtete auch hier das Regional-Fernsehen davon.
Man sagte uns, dass das Frühstück ins Zimmer gebracht wird. Wir hätten allerdings lieber im Hotel-Restaurant gefrühstückt, weil wir uns dort hätten unterhalten können. Nun gut, es war eben so.
Das Fruehstueck war wie sich herausstellen sollte, aeusserst maessig sowohl quantitativ wie auch qualitativ. Es gab keinen Saft, aeusserst wenig Marmelade, zwei sehr kleine Scheibchen Brot und Wurst sowie einen Yoghurt den man sich wohl mit der Zunge oder den Fingern aus dem Becher holen sollte, da kein Loeffelchen dabei war. Auch wurde Kaffe gebracht obwohl ich ausdruecklich auf Tee bestanden hatte. Ich machte dem Knaben klar, dass ich mit Kaffee und Wurst nichts anfangen kann und bestand darauf, dass er mir Tee brachte. Er bedeutete mir, dass kein Tee im Haus sei. Wuetend ging ich hinunter zur Rezeption, wo man mir sofort einen!!! Teebeutel aushaendigte. Der junge Mann war wohl nur zu faul um den Teebeutel zu holen und wieder in den 3. Stock zu bringen. Ich reklamierte und hoffte auf Besserung am naechsten Tag. Dem war aber nicht so, im Gegenteil, das Besteck war schmutzig und in der Tasse war noch Zucker vom vorigen Hotelgast. Auch wurde wieder Kaffee und Wurst gebracht. Das war natuerlich nicht hinnehmbar und ich meldete dies Erka, der sich das Personal zur Brust nahm. Aber auch das half nichts. Jeden Tag dasselbe Theater, bis Erka mit der Managerin des Hotels - die uebrigens auch sehr gut deutsch sprechen konnte - sprach. Leider hatten wir nur noch 2 Tage an denen dann aber alles in Ordnung war. Das Problem an der ganzen Geschichte war, dass das Personal kein deutsches wie auch kein englisches Wort verstand.


Und wieder im EMJJ:
Sofort nach dem Fruehstueck begaben wir uns ins EMJJ, das hier nur um die Ecke lag. Wir brauchten keinen Fahrer, was die Sache natuerlich vereinfachte. Hier erfuhren wir auch, dass der Container in UB angekommen und wahrscheinlich am Montag ins EMJJ gebracht wuerde. Zuerst musste der Zoll noch seinen Segen geben. Wir hatten Bedenken wegen der versteckten Medizin sowie der Umdeklarierung unseres Mikroskops und eines Laser-Geraetes. Doch wider Erwarten ging alles gut. Am Montag stand der Container vor dem EMJJ und all unser Material war heil angekommen. Nun galt es sich zu sputen, wir hatten nicht mehr viel Zeit. Am Mittwoch wuerden wir zurueckfliegen.
Ganbold war auch mit seiner Frau gekommen, da ich auch für ihn Lautsprecherboxen und Verstaerker mitgeschickt hatte. Der Containerinhalt wurde verteilt und das schwere OP-Mikroskop in die 3. Etage über das enge Treppenhaus hoch geschleppt. Zu meiner Überraschung schafften Erkas Leute die Aktion, ohne das Mikroskop zu beschaedigen. Manfred beschäftigte sich zusammen mit Bolortuya sofort mit dem Aufbau während ich mich zusammen mit Sarnai den Telefonanlagen nebst Zubehör widmete. Sarnai hat natürlich noch keine Ahnung von Telefontechnik. So musste ich ihr viele Details erklären. Ob sie das alles verstanden hat und ob sie das alles in ihrem Gedächtnis untergebracht hat, ich weiß es nicht. Jedenfalls sagte sie, dass das alles kein Problem sein wird. Es wird sich zeigen, wenn sie die Telefonanlage und das Zubehör einbaut. Da sie etwas englisch spricht ist es gut, dass man die Software auch in englischer Sprache installieren kann. Ob sie allerdings mit den englischen Fachbegriffen klar kommt, bleibt abzuwarten.


Mit Ganbolds Familie:
Am Abend kam Ganbold wieder mit seiner Familie und brachte Geschenke für mich mit, unter anderem ein großes, bereits gerahmtes Gemälde. Es zeigt die von mir so geliebte mongolische Steppe. Ein wunderschoenes Bild. Mit Sicherheit hat es sehr viel Geld gekostet. Er wollte sich erkenntlich zeigen für die Unterstuetzung, die ich ihm schon angedeihen liess. So hatte ich das natuerlich nicht gedacht. Den Leuten dort geht es nicht so gut, aber dennoch wollen sie sich dankbar zeigen. An dieser Stelle nochmals "ein herzliches Dankeschön mein Freund". Am Abend fuehrte er uns auch noch zum Essen aus. Es war mir beinahe peinlich, so viele Ausgaben für mich. Zudem hatte er auch noch Manfred und Oyunaa eingeladen. Oyunaa (das Kürzel von Oyunchimeg) war die frühere Oberaerztin im EMJJ. Nach Aussage von Prof. Helms, HNO-Wuerzburg, ist sie eine ausgezeichnete HNO-Chirurgin. Sie hat sich inzwischen selbststaendig gemacht und eine eigene Praxis eroeffnet. Ihre Praxis ist pikfein, hell und geraeumig. Die Ausstattung hat beinahe westlichen Standard. Auch Naraa und Anujin waren dabei. Es war ein schoener Abend an dem wir Erinnerungen aufgefrischt und sehr viel gelacht haben. Im Lokal wurde mongolische Live-Musik und -Gesang geboten, ein sehr schoenes, angenehmes Ambiente.


Bei der Arbeit:
Nach Beendigung unserer Telefonarbeiten ging es am naechsten Tag wieder ein paar Etagen hoeher in den OP. Manfred war mit seinen Mikroskoparbeiten inzwischen auch so weit fertig. So konnten wir jetzt die Videokamera des neuen Mikroskops aufschalten. Jetzt zahlte es sich aus, dass ich den Videoumschalter im Container mitgeschickt hatte. So konnten wir jetzt rel. problemlos die Umschaltung der Anlage vom Op-Saal A nach OP-Saal B realisieren. Auch diese Arbeiten gingen nicht ohne wackelige Steckverbinder. Letztendlich waren wir am Dienstag aber alle sehr glücklich, dass die Videouebertragung in Erkas- und Jacks- sowie in das Lehrzimmer funktionierte. Ebenso gab es zwei Video-Aufzeichnungsmöglichkeiten mit dem PC und eine dritte im Chefzimmer war vorbereitet. Was noch gemacht werden musste, waren die Umschaltstellen im Chefzimmer sowie in der Werkstatt unserer jungen Technikerinnen. Dazu hatte Ganbold bereits zwei Kunststoffgehäuse mit 4 Tastern versehen. Die Mädels verlegten das Kabel auf mongolische Art und Weise, was einen enormen Geschwindigkeitsvorteil hatte. Zu guter Letzt am Dienstagabend, funktionierte unsere Videoanlage. Nur in der Medizintechnik-Werkstatt war der Kontrollmonitor noch nicht angeschlossen, da noch nicht vorhanden. Jetzt konnten wir beruhigt in den nächsten Tag gehen, da unsere Hauptarbeit getan war. Mit den Funktionen des Mikroskops müssen sich ohnehin die Benutzer befassen, da wir das Geraet auch nicht kannten. Trotz relativ einfacher Konsumertechnik, hatten wir eine durchaus brauchbare Bilduebertragung zustande gebracht.


Am Grab von Erka's Tochter:
Der naechste Tag war Mittwoch, der Tag unserer Abreise. Da ich unbedingt Jaagi's Grab besuchen wollte (sie war 2009 viel zu jung verstorben), fuhr Erka mit uns dorthin. Er hatte 3 Buechsen Cola - Jaagi's Lieblingsgetraenk - besorgt. Die wollten wir ihr auf das Grab stellen. Das Grab suchen war eine Sache, das Grab finden eine ganz andere. Es gab einige Zufahrten zum Friedhof, der aus tausenden Gräbern bestand. Leider waren die Zufahrten (einem schlechten Feldweg nicht unähnlich) nicht beschildert. Wir fuhren einige dieser Zufahrten - die sich sehr ähnlich waren - an, bis sich Erka sicher war, die richtige gefunden zu haben. Dann musste noch das richtige Grab gefunden werden. Kein leichtes Unterfangen. Graeber, Graeber, Graeber, nichts als Graeber und eines schaute so aus wie das andere. Dann endlich hatte Erka es gefunden und wir konnten seiner Tochter die letzte Ehre erweisen. Ich habe hier bewusst den Namen nicht geschrieben, da man in der Mongolei den Namen von Verstorbenen nicht ausspricht.


Der Abschied:
Nach unserer Rueckfahrt ins EMJJ verabschiedeten wir uns von vielen Mitarbeitern. Mir wird in solchen Momenten immer mulmig. Es wird wieder lange Zeit dauern, bis wir uns wieder sehen werden. Die 3 letzten Personen denen wir im EMJJ tschüss sagten waren Egi, Bolortuya und Sarnai, die 3 Ladie's, die waehrend dieser 2 Wochen, uns so oft begleitet hatten.

Unser Fahrer Bayaraa brachte Erka und uns zu einem chinesischen Restaurant, wo wir unser Mittagessen einnahmen. Es war ein ausgesprochen üppiges Mahl. Unsere Mägen waren bis zum Bersten gefüllt. Egi kam noch mal und brachte uns Landkarten mit unserer eingezeichneten Reiseroute. So konnte auch sie sich nochmals an den Tisch setzen und uns beim Teller leeren behilflich sein.

Die Uhr rückte unbarmherzig vor und es wurde Zeit zum Aufbruch Richtung Flughafen. Hier erwartete uns bereits mein Freund Ganbold, seine Frau Naraa und ihre Tochter Anujin. Nur ca. 2 km entfernt vom Flughafen entfernt, besitzen sie ein Ferienhaus, wo sie jetzt ihren Urlaub verbrachten. Ich freute mich sehr, dass ich die Familie vor unserer Abreise noch einmal sehen konnte.

Dann war es soweit. Wir checkten bei Air China ein und winkten unseren Freunden noch einmal zu. Eine Stunde spaeter flogen wir bereits gen Peking, wo wir einen 4 1/2-stuendigen Aufenthalt haben würden. Aber auch diese Zeit ging vorbei. Ziemlich genau 24 Stunden, nachdem wir zum Flughafen gefahren waren, kamen wir in Wuerzburg wohlbehalten an. Eine Reise zu Freunden hatte ihr Ende gefunden. Mit hoher Sicherheit, werde ich aber wieder kommen.


Noch etwas zu dieser Reise und auch unseren vorherigen Mongolei-Reisen. Um falsche Gedankengänge gar nicht erst keimen zu lassen, natürlich arbeiten wir dort kostenlos. Wir bringen stets viele kostenlose Geräte und Bauteile mit. Auch die Zug- , Flug- und Visakosten, werden von uns bezahlt!

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