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Mongolei
2004, war das Jahr meiner ersten Mongoleireise. Bis dato war ich doch schon etwas in der Welt herum gekommen. Diese Reise stellte aber alles in den Schatten. Der Reiz und das Angenehme waren der private Rahmen. Das Wiedersehen mit Leuten die ich schon von Deutschland her kannte. Aber auch meine deutschen Reisebegleiter, teilweise aus unserer Klinik, waren begeistert. Wir waren ja nicht nur zum Vergnuegen da, sondern auch zum arbeiten.
Die Reise wurde von meinem Freund, Prof. B. Erdenechuluun und seiner Familie organisiert. Im Gegenzug arbeiteten wir in seiner Klinik, jeder auf seinem Fachgebiet. So wurde operiert, ambulante Behandlungen durchgefuehrt und auch medizinisches und technisches Geraet repariert oder installiert.
Hoergeraete wurden an Patienten vergeben und angepasst, die sich so etwas nie haetten leisten koennen. Viel Geraet und Technik wurde von uns gespendet. So wurde die erste Woche hart bis in die Nacht hinein gearbeitet und in der zweiten Woche ging es in die Wueste Gobi. Prof. Erdenechuluun, von seinen Freunden kurz Erka genannt, gab sich die groesste Muehe uns zu verkoestigen und das Leben so angenehm wie moeglich zu gestalten.
Die Hauptstadt Ulaan Baator, von den Einwohnern kurz UB (sprich JUBI) genannt, wird wahrlich nie einen Schoenheitspreis gewinnen. Schmutz, Rauch und Laerm ueberall. Wenig Gruen, kein Park, nichts was die Stadt etwas freundlich wirken lassen koennte. Jurten (das meist verwendete russische Wort für das mongolische Rundzelt, das mongolische Wort ist Ger) stehen direkt neben russischen Plattenbauten die schon sehr heruntergekommen sind. Dabei wirken diese Bauten von aussen noch relativ gut. Im Innern sind sie schwarz, kalt und unwirtlich.
Die Leute die hier wohnen sind aus der Bevoelkerungsschicht, der es noch ganz gut geht. Ein Grossteil der Menschen lebt im Untergrund in den Heiz-
Die Jugend ist gekleidet wie bei uns. Die Strassen sind auf Grund der sehr strengen Winter (Ulaan Baator ist die kaelteste Hauptstadt der Welt) teilweise in chaotischem, ja abenteuerlichem Zustand. Strassen gibt es fast nur in den Staedten, auf dem Land wird einfach querfeldein -
ohne Wegweiser und Schilder -
Gemuese spielt nur eine untergeordnete Rolle. Suessigkeiten essen nur die Frauen und sind bei den Maennern verpoent. Whodka hingegen wird von beiden Geschlechtern massenweise konsumiert.
Bei allen unseren Reisen in die Mongolei stand die Hilfe, sei es im medizinischen-
Martin und Gert, beide selbststaendige Hoergeraeteakustiker, brachten stets gebrauchte aber noch funktionsfaehige Hoergeraete mit, die dort reissenden Absatz fanden. Inzwischen war auch schon eine Kollegin der beiden aus Berlin, Irene, mit dabei. Auch sie haengte sich schwer in die Sache hinein. Den Nutzen hatten die mongolischen Patienten.
Herr Moser war und ist nach wie vor fuer die dortige audiologische, also die messtechnische Seite zustaendig.
Er zeigt dem monglischen Personal wie die noetigen Parameter zuverlaessig erfasst werden. Diese Werte werden dann an die Hoergeraeteakustiker weitergegeben, die diese für ihre Arbeit, unbedingt benoetigen.
Abends, nach getaner Arbeit oder auch mal zur Mittagspause, waren wir immer wieder mal gerne im Restaurant Khan Braeu. Dort kann man oft auch deutsche Leute kennenlernen. Auf den Tischen finden sich Speisekarten in deutscher und mongolischer Sprache mit einer Anleitung zum brauen von Bier nach deutschem Reinheitsgebot (siehe auch das entsprechende Bild). Die Speisekarte beinhaltet auch typisch deutsche Leckereien. Des Raetsels Loesung ist der Inhaber des Lokals, ein Deutscher aus dem schwaebischen Raum, wenn ich mich recht entsinne stammt er aus
Tuebingen. Er fuehrt in UB insgesamt 3 Lokale. Wer Wert auf deutsche Namen legt, kann auch im Hotel Edelweiss naechtigen. Allerdings ist der Name auch das Einzige deutsche an diesem Hotel. Im Uebrigen lautet der Name dieser schoenen Blume auf mongolisch -
Es gibt auch deutsche Metzger-
In der zweiten Woche unternahmen wir, jedesmal unter Fuehrung von Prof. Erdenechuluun, eine Reise auf das Land. Genau dies uebt auf mich auch diesen Reiz aus. Dieses Land, voran die Wueste Gobi, faszinieren mich und nehmen mich in ihren Bann. Mit dem Jeep dort unterwegs wo es keine Strassen, keine Schilder und keine anderen Autos gibt, das ist schon etwas besonderes. Von der Kassette laeuft mongolische Musik. Abends der Sternenhimmel, es ist einmalig. Hier muss einem die Milchstrasse nicht gezeigt werden. Die ist einfach da, gross und gewaltig. Es ist unglaublich. Dann diese Stille. Fruehmorgens war ich immer der Erste. Es ist einach unbeschreiblich wenn die Natur erwacht, kein Laerm und keine Menschen. Ich habe taeglich bereits vor dem Fruehstueck eine 4-
natuerlich auch die Faehigkeit und den Willen, es zu erleben. Wer dafuer kein Gefuehl hat, ist mit Sicherheit in Las Vegas besser aufgehoben.
Bei meiner ersten Reise waren wir 10 Gaeste und das Personal bestand aus 20 Einheimischen. Wir wurden stets liebevoll und fuersorglich umsorgt. Hierbei war allerdings der große Unterschied zwischen Personal und Gaesten erkenntlich, was uns immer wieder ein schlechtes Gewissen einbrachte.
Zur Verpflegung war alles erdenkliche organisiert, selbst eine Kuehltruhe, Stromgenerator, alles war dabei. Dies erforderte natuerlich auch einen entsprechenden Aufwand des Fuhrparkes. Während wir in bequemen japanischen Gelaendewagen unterwegs waren, fuhren die Mongolen in robusten und harten russischen Fahrzeugen. Die Leute waren stets gut gelaunt und es entwickelten sich trotz mancher sprachlicher Barrieren, herzliche Bekanntschaften.
Wir kamen an ein "Krankenhaus" das von unvorstellbarer Armut und Einfachheit gepraegt war. Der Strom kam von einem Dieselmotor. Das Personal war aeusserst engagiert. In ihren Moeglichkeiten waren sie extrem eingeschraenkt obwohl sie mit besserer techn. Ausstattung zu durchaus "Mehr" in der Lage gewesen waeren. Das Herz konnte einem aufgehen wenn man sah, mit welcher Hingabe sie ihrer Arbeit nachgingen. Gegen dieses Krankenhaus war das EMJJ-
Fakten zur Mongolei:
Die Mongolei ist knapp 5 mal so groß wie Deutschland, hat aber nur ca. 2,5 Millionen Einwohner. Ulan Bator (wird in unterschiedlichen Varianten geschrieben) ist dabei die einzige Grossstadt mit ungefähr 1 Million Einwohner, Tendenz steigend. Der restliche Bevoelkerungsanteil verteilt sich auf das riesige Land. Es gibt daher scheinbar unendliche Weiten wo man unter Umstaenden tagelang keine Menschenseele zu sehen bekommt.
Es ist ein Land der Extreme. Im Sommer Temperaturen von mehr als 40 Grad Celsius. Im Winter dasselbe, allerdings mit negativem Vorzeichen. Auf Grund der geografischen Lage -
Die Landbevoelkerung ist grossteils sehr arm und dabei aber extrem gastfreundlich. Selbst in Ulan Bator wo es den Leuten etwas besser geht, leben viele Menschen im Untergrund und das im wahrsten Sinne des Wortes. Sie hausen in Kanaelen und Schaechten weil sie die Miete oder auch die Heizung nicht bezahlen koennen. Die etwas besser Verdienenden leben in "Gers", besser bekannt unter dem russischen Namen "Jurte", dem mongolischen Rundzelt. So sind in UB (Ulan Bator wird von den Einwohnern kurz UB sprich "Jubi" genannt) viele Jurten direkt neben den Plattenhochbauten zu finden, oftmals umgeben von einem Lattenzaun. Die Plattenbauten wiederum sind der Elite vorbehalten und sehen von aussen noch relativ passabel aus. Innen jedoch sind die Waende grossteils schwarz, verschmutzt und heruntergekommen. Eine Sanierung kann sich niemand leisten und dies obwohl die Mieten wie auch der Preis fuer Baugrund horrend hoch sind. Das Durchschnittseinkommen eines Arbeiters betraegt ca. 50,00 Eur, ein Oberarzt (wenn er gut bezahlt wird) 150,00 Eur in Ausnahmefaellen 200,00 Eur. Als Vergleich, ein ganz normaler PC, ohne Schnick-
Die Mongolei ist weltweit das Land, mit den anteilmaessig groessten Vorkommen an Bodeschaetzen. Die Ausbeutung geschieht durch auslaendische Firmen und ist in der Hand weniger sehr reicher Mongolen. Das Land selbst ist jetzt im Umbruch begriffen. Der westliche Einfluss ist nicht zu uebersehen. Nach wie vor ist auf Grund der geografischen Naehe, Russland der groesste Partner. Die ehemals eigene Schrift ist praktisch komplett verschwunden und wurde nach der russischen Besetzung durch deren Schrift (kyrilisch) ersetzt. Auch der grosse Whodka-
Mehr Bilder zu dieser Reise auf meiner externen Bildergalerie!